Im Februar 2020 flogen wir nach Kittilä, von wo aus wir mit einem Shuttle nach Äkäslompolo weiterfuhren. Unsere Heimat für die nächsten zwei Wochen.
Der erste Tag begann direkt mit Entdeckungstour der Unterkunft sowie Umgebung und Sicherstellung der Verpflegung. Letzteres bedeutete, dass wir mit einem sogenannten „Potkukelkka“, einem Tretschlitten, zum Einkaufen fuhren. Ein nicht untypisches Fortbewegungsmittel in dieser Region.
Entsprechend mussten wir Schmunzeln, als wir am Supermarkt sogar einen eigenen Parkplatz für die Tretschlitten entdeckten und „einparkten“.
Wer mit Finnland Natur und im Vergleich zu Deutschland weitläufige dünnbesiedelte Landstriche verbindet, der trifft mit dieser Region den Nagel auf den Kopf.
Das bedeutet nicht, dass wir keine Menschen gesehen hätten. Denn die Region bietet durchaus Winter-Tourismus in Form von Langlauf, Schlittenfahren (un-/motorisiert) oder sogar Abfahrt und mehr, aber durch die Weite verläuft sich auch eben alles mehr.
Wir wollten nach den letzten Wintern in Deutschland wieder einen richtigen Winter erleben: Mit Schnee, Kälte und Langlauf. Das verbunden mit Natur und ohne Hektik, um uns herum. Also haben wir die Langlaufski sowie warme Kleidung eingepackt und sind nun hier.
Alles was wir benötigten war entweder fussläufig, per Langlaufski oder unserem geliebtem Tretschlitten erreichbar. Da hier die Straßen nicht mit Salz oder Split gestreut sowie nicht geräumt, sondern nur „planiert“ werden, waren die Wege immer bestens präpariert.
Dem Langlauf konnten wir hier täglich nachgehen und mussten nicht befürchten, dass die Loipe am Tag X einbrechen würde. So liefen wir über zugefrorene und verschneite Seen, Hügel hinauf und runter und durch Wälder. Kehrten in das ein oder andere Loipen-Café ein, um danach frisch gestärkt weiterzulaufen.
Neben dem Langlaufen probierten wir auch andere angebotene Aktivitäten aus, wie zum Beispiel das Schneemobil fahren.
Das Bild zeigt einen Zwischenstopp auf einem tunturi (Berg, Hügel). Während unten die Sonne schien und die Temperaturen zwar kalt, aber angenehm waren, war es hier eisig kalt.
Mit dem Schneemobil machten wir zwar mehr Strecke, mussten aber feststellen, dass wir weniger von der Natur sahen. Daher beließen wir es dabei und wechselten wieder auf unmotorisierte Fortbewegungsmittel.
Ohne wirkliches Ziel liefen wir einfach los. Es hatte diesen Winter auch für Finnland ungewöhnlich viel Schnee und wenn bereits Spuren vorhanden waren, nutzen wir diese mehr als bereitwillig.
Und wer viel Zeit draußen an der frischen Luft verbringt, bringt guten Appetit mit nach Hause. Da wir eine Küche in unserer Unterkunft hatten, konnten wir uns jederzeit selbst verpflegen und mussten keine Touren mit Zeitbegrenzungen planen, um irgendeinen reservierten Tisch rechtzeitig zu erwischen.
Und nach dem Essen gab es noch ein gutes Buch am wärmenden Feuer.
Einheimische die aktiv in der Natur unterwegs waren, hatten immer eine Tasse sowie ein Messer an ihrer Gürtelschlaufe hängen. Wie wir lernten, handelte es sich bei den Tassen um die sogenannte Kuksa.
Da wir neben dem Motorschlittenfahren auch an anderen Aktivitäten teilnahmen, dazu später noch mehr, bekamen wir in den Pausen ebenfalls immer eine Kuksa in die Hand gedrückt. Nachdem ein Feuer entzündet wurde, war die Kuksa kurz darauf mit einem schönen heißen Getränk gefüllt.
Da wir kein Auto gemietet hatten, liefen wir alles zu Fuss oder waren mit dem Tretschlitten oder den Langlaufski unterwegs. Und ehe man es sich versieht, kreuzen plötzlich frei herumlaufende Rentiere den Weg.
Die beiden trafen wir des Öfteren und beim zweiten Mal tauften wir sie auf die Namen Tami und Alfred (v.V.n.H.).
Auf dem Weg in den Ort sahen wir immer wieder ein bestimmtes Gebäude, was wir als die örtliche Kirche vermuteten. Und wie es der Zufall manchmal so will, bekamen wir mit, dass dort – in der kappeli – an einem Abend ein Konzert stattfinden sollte. Wir gingen hin und lauschten Liedern der Musikerin Saila, die aus der Region stammt. Zusammen mit einem Musiker-Kollegen spielte sie aus ihrem aktuellen sowie aus ihren vorherigen Alben traditionalle Lieder. Das entsprechende Outfit durfte dabei nicht fehlen. Ein sehr schöner Abend und wir konnten kappeli dabei von innen wie von außen näher betrachten.
Zwei weitere Dinge standen auf unserem Wunsch-Zettel. Polarlichter anschauen und an einer Husky-Schlittentour teilnehmen.
Bei den Polarlichtern hatten wir etwas Pech. Aber das ist eben das Leben. Es geht eben nicht alles auf Knopfdruck und das ist auch gut so.
Den einen oder anderen Abend standen wir uns dick eingepackt die Beine in den Bauch bis wir zu später Stunde auf einmal etwas sahen. Revontulet, den Feuerfuchs! Da lief er über den Himmel streifte dabei mit seiner Rute die tunturi und erzeugte dabei Feuerfunken.
Diese und viele anderen Sagen und Mythen reihen sich um die Polarlichter. Natürlich gibt es auch eine rein wissenschaftliche Begründung dafür, aber für uns war es revontulet.
Das andere auf unserem Wunsch-Zettel war eine Husky-Schlittentour. Wir hatten bereits von Deutschland aus eine Tagestour gebucht, kamen aber zu dem Schluss, dass wir davor auch noch eine Halb-Tagestour machen wollen. Gesagt getan. Wir wurden wieder dick eingepackt und schon ging es los.
Es ist erstaunlich, was für Kraftpakete und Energiebündeln das sind. In der Ebene kaum zu bremsen. Bergauf liefen wir gemeinsam. Und bergab bremsten wir, damit der Schlitten keine Gefahr für das Gespann wurde.
Während es auf der Halbtages-Tour sehr sehr warm war und die Kombi die wir erhielten schon zu warm war, so kalt wurde es auf der Tages-Tour. Natur eben. 🙂
Die Tage vergingen viel zu schnell, aber wir haben so viele Eindrücke mit nach Hause genommen. Noch heute ein paar Jahre später erinnern wir uns immer wieder gerne daran.